Schulaufgaben statt Hausaufgaben
Hausaufgaben sind ein Thema, das bei vielen Eltern eine Reaktion auslöst. Manche schätzen sie als Gelegenheit, mit ihrem Kind gemeinsam zu lernen; für viele bedeuten sie jedoch auch Stress.
Nicht selten stehen Eltern vor der Herausforderung, Dinge zu erklären, die das Kind in der Schule nicht verstanden hat. Dabei fehlt oft das passende Material, die gleiche Sprache, die die Lehrperson im Unterricht verwendet und manchmal einfach die Geduld nach einem langen Tag. Solche Situationen können die Beziehung zwischen Eltern und Kind belasten und führen häufig zu Frust statt zu Lernerfolg. Auch zeitlich passen Hausaufgaben für viele Familien nicht mehr in den Alltag. Nach Schule, Freizeit und Aktivitäten bleibt kaum Energie für konzentriertes Arbeiten.
Die Tagesschule. Für das Kind verlegt deshalb die Hausaufgaben in die Schule. Wir nennen sie Schulaufgaben. Sie werden in fest eingeplanten Lernzeiten erledigt: In der Basisstufe im Rahmen der sogenannten Schulaufgabenzeit, in der Primarstufe in den Trainingsateliers. Dort werden die Kinder in individuellen Inhalten gefördert und erhalten dabei Unterstützung durch Lehrpersonen. Das Lernen findet in einer ruhigen, konzentrierten Atmosphäre statt.
Schritt für Schritt zur Selbstständigkeit
Kinder, die ihre gesamte Primarschulzeit an unserer Tagesschule verbringen, kennen keine klassische Hausaufgabenroutine. Damit sie für den Übertritt an weiterführende Schulen gut vorbereitet sind, führen wir sie im letzten halben Jahr gezielt an selbstständiges Arbeiten zu Hause heran.
Das geschieht in drei Schritten:
- Tagesaufgaben: einfache Aufgaben von einem Tag auf den nächsten
- Mehrtageseinteilung: Aufgaben mit längeren Abständen
- Wochenplan: Kinder planen ihre Arbeit eigenständig und besprechen sie mit der Lehrperson
So lernen sie Schritt für Schritt, Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen – ohne Überforderung.
Einblick ins Lernen
Hausaufgaben sind für Eltern oft ein Fenster in den Schulalltag. Wenn sie wegfallen, möchten wir trotzdem ermöglichen, dass Eltern sehen, was ihre Kinder lernen und leisten. Darum nehmen die Kinder jeden zweiten Freitag ausgewähltes Schulmaterial mit nach Hause. Wir laden die Eltern ein, sich gemeinsam mit ihrem Kind Zeit zu nehmen, um die Arbeiten anzuschauen und darüber zu sprechen. Diese gemeinsame Zeit schafft Wertschätzung – für das, was das Kind gelernt hat, und für die Freude am Lernen selbst.
Fazit
Unsere Haltung ist klar: Lernen soll in der Schule stattfinden – begleitet, strukturiert und angstfrei. Zuhause bleibt Zeit für Familie, Erholung und das, was Kinder stark macht: Neugier, Bewegung, Gespräche und gemeinsames Leben.